Slacklinen - Was ist das?

Slacklinen nennt man eine Sportart ähnlich dem Seiltanzen, bei der man auf einem zwischen zwei Befestigungspunkten gespannten Kunstoffband balanciert. Im Gegensatz zum Balancieren auf dem Drahtseil welches so straff gespannt ist, dass es sich kaum bewegt, dehnt sich eine Slackline unter der Last des Slackliners und verhält sich dadurch sehr dynamisch. Die Anforderungen des Slacklining an den Sportler sind ein Zusammenspiel aus Balance, Konzentration und Koordination; dadurch eignet es sich sehr gut als Zusatztraining für Sportarten wie Klettern, Skifahren, Kampfsport und andere Sportarten, die ein gutes Gleichgewichtsgefühl voraussetzen.

1. Geschichte, Abgrenzung und Grenzen

Während das Seiltanzen im Zirkus eine recht lange Tradition hat, ist das Slacklining eine sehr junge Sportart. Es entwickelte sich Anfang der 1980er Jahre aus einer Freizeitbeschäftigung der Kletterer im Yosemite-Nationalpark. Diese vertrieben sich bereits seit den 60er Jahren die Zeit an Ruhe- und Regentagen damit, auf Absperrketten und -Tauen an Parkplätzen zu balancieren. Adam Grosowsky und Jeff Ellington waren die ersten, die auf die Idee kamen, ihr Klettermaterial dafür zu benutzen und so das Slacklinen in die Camps der Kletterer im Valley brachten, von wo aus es sich etwa ab der Jahrtausendwende in andere Klettergebiete und schließlich auch außerhalb des Klettersports verbreitete.

 

(Quelle: Wikipedia)

In Europa gilt der österreichische Fotograf und Bergsteiger Heinz Zak als Pionier. Er war bei den Erstbegehungen des legendären Lost Arrow Spire im Yosemite-Valley dabei und dokumentierte Dean Potters erste atemberaubende Überschreitung fotografisch.

Unabhängig davon haben in den 70er und 80er Jahren auch Kletterer in Europa auf gespannten Seilen balanciert. Außerdem benutzte auch der schwedische Ski-Rennläufer Ingemar Stenmark ein gespanntes Seil, um zur Schulung des Gleichgewichts darauf zu balancieren. Diese Entwicklungen blieben jedoch auf einen sehr engen Personenkreis beschränkt und konnten sich nicht durchsetzen.

Ähnlich wie beim Schlappseil, das man vom Zirkus kennt, wird die Balance nicht mit dem Oberkörper, sondern mit den Beinen erreicht. Leichte seitliche Schwingbewegungen halten den Slackliner im Gleichgewicht. Slacklinen hat sich also im Grunde selbständig wiedererfunden und ist in der Grundidee eigentlich nichts Neues. Obwohl die Slackliner ungern als Artisten gesehen werden, kann eine gewisse Artverwandtschaft aber nicht abgestritten werden, einzig der Szenezusammenhang schafft einen gravierenden Unterschied: Slacklinen kommt vom Klettersport und entwickelt sich jetzt in verschiedene Richtungen die unterschiedliche Sportler mit verschiedenen Sportlichen-Backgrounds anziehen . Während in der Artistik das Balancieren auf dem Schlappseil meist als Grundlage oder zusätzliche Komponente für eine artistische Nummer dient, die vor Publikum vorgeführt werden soll, betreiben die Slackliner ihren Sport eher als Selbstzweck und für sich selbst. Das Versuchen von Kunststücken hat vor allem den Zweck, herauszufinden, was möglich ist; Schlappseil-typische Übungen wie Hand- und Kopfstand, Einradfahren und Jonglieren sind zwar keine verpönten Disziplinen beim Slacklinen, trotzdem begreifen sich die Slackliner als eigenständige Gruppe.

2. Arten

2.1 Lowlines

 

Die gebräuchlichste Art des Slacklinings ist das Lowlining. Hierbei versucht man auf einer relativ niederen schwach gespannten Line (ungefähr Knie- bis Hüfthöhe über dem Boden, deshalb Lowline) Tricks zu machen. Dabei wählt man als Untergrund am besten weichen Boden wie Gras und Sand oder legt Matten unter, um Verletzungen zu verhindern, wenn man das Gleichgewicht verliert.

Einige der offensichtlichsten Tricks sind unter anderem: Stehen, Gehen, rückwärts Gehen, Umdrehen, Hinsetzen, Hinlegen, „Surfen“...

2.2 Jumplines/Tricklines

 

Das Jumplinen ist die wohl spektakulärste Variante des Slacklines. Jumplines sind meist zwischen 15m und 20m lang und oft Brust hoch. Die Slackliner vollführen auf den straff gespannten Jumplines Tricks wie auf dem Trampolin. Sehr beliebt sind Bounce Tricks bei welchen die Slackliner mit dem Hintern, der Brust oder dem Rücken auf der Slackline landen.

Aufgrund der sehr hohen Vorspannungen von Jumplines ist es besonders wichtig das alle Metallteile wie Ratschen, Schäckel, usw. zurückgesichert werden.

2.3 Longlines

 

Hierbei wird versucht eine möglichst lange Line von Fixpunkt zu Fixpunkt zu bewältigen. Die Schwierigkeiten liegen hier in mehreren Bereichen:

  1. Das Eigengewicht der Line erfordert ein sehr ruhiges Gehen: es ist schwer die Line wieder ruhig zu bekommen, wenn sie einmal in Schwingung geraten ist.

  2. Die Konzentrationsfähigkeit wird auf eine Dauer-Belastungsprobe gestellt.

  3. Spannmechanismus und Rückversicherungen müssen von Profis aufgebaut werden, da extrem hohe Kräfte auftreten, die bei falschem Material beziehungsweise Aufbau zu Materialversagen führen können.

2.4 Rodeolines

 

Solche Lines sind nicht fest gespannt sondern werden mehr oder weniger "schlapp" aufgehängt. Aufgrund des Durchhangs ist das Begehen solcher Lines wesentlich schwieriger, außerdem können schwerere Stürze passieren. Die Tricks auf diesen Lines beschränken sich im Normalfall auf Gehen, Umdrehen, Quer stehen und Surfen, wobei letzteres eher einem langsamen, kontrollieren Schwingen entspricht. Rodeo Lines sind ein gutes Training für Longlines, da in beiden Fällen die Line sehr ruhig unter dem Schwerpunkt des Slackliner gehalten werden muss. Hier besteht auch eine grosse Ähnlichkeit zum Schlappseil.

2.5 Highlines

 

Highlines sind in einigen Metern bis zu mehreren hundert Metern Höhe angebracht, so dass ein einfaches und gefahrloses Abspringen nicht mehr möglich ist. Hierbei spielt nicht nur die Fähigkeit, das Gleichgewicht zu halten, eine Rolle, sondern vor allem bei den sehr hohen Lines kommt die psychische Komponente dazu, über einen Abgrund zu laufen.

Der Bau von Highlines ist absoluten Profis vorbehalten, die über die wirkenden Kräfte und die Dimensionierung der Befestigungen genau Bescheid wissen. Hier ist ein professioneller Aufbau noch wichtiger als bei den Longlines, da bei Materialversagen nicht nur Verletzungs- sondern Absturzgefahr besteht. Deshalb werden die Befestigungen für Highlines redundant ausgelegt und die Person auf der Line wird durch einen Klettergurt und eine daran befindliche Sicherungsschlinge an einem Kletterseil gesichert, das wiederum unabhängig von der Befestigung der eigentlichen Line befestigt und unter die Line geklebt wird.

2.6 Waterlines

 

Eine weitere Spielform ist das Begehen einer über Wasser gespannten Line. Durch den fehlenden festen Untergrund als Möglichkeit zum Absteigen wie auch als optischer Fixpunkt, ist das Begehen einer solchen Line anfangs meist wesentlich schwieriger als über festem Grund. Doch nach einer gewissen Übungsphase kann man Wasserlines gut nutzen um spezielle Sprung-Tricks wie z. B. Salti ohne Verletzungsgefahr bei der Landung zu üben, wobei aber auch Stürze ins Wasser nicht immer schmerzfrei sind.

Bei der Wahl des Platzes sollte neben stabilen Fixpunkten auch auf einen passenden Gewässergrund aus rundem Kies, Sand oder Schlamm geachtet werden, um das Verletzungsrisiko bei Stürzen zu minimieren. Für normales Gehen ist eine Wassertiefe von ca. 1,40 m ausreichend, bei Sprüngen sollte es wesentlich mehr sein, damit der Slackliner bei der Landung nicht auf Grund stösst. Ausserdem ist darauf zu achten daß der Untergrund in Ufernähe möglichst abrupt abbricht, damit sich der Slackliner bei Stürzen in Ufernähe nicht durch fehlende Wassertiefe verletzen kann.

Einen Unterschied in der Begehung gibt es auch zwischen stehenden und fließenden Gewässern, da die Wasserbewegung zusätzlich ablenkt und das Gleichgewichtsempfinden stört.